Ingrid Korosec
Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.
Unser unermüdlicher Einsatz und die harten Verhandlungen am Pensionsgipfel haben Früchte getragen. Pensionserhöhungen waren bisher oft unter der Inflationsrate und lagen weit unter den Kollektivvertragserhöhungen der Aktiven. Aber jetzt können wir mit Stolz auf die größte Pensionsanpassung seit 25 Jahren blicken. Kleine Pensionen unter 1.111 Euro brutto werden um die doppelte Inflationsrate, also um 3,6 Prozent, erhöht. Wir haben erreicht,
- dass kleine Pensionen um die doppelte Inflationsrate erhöht werden. Diese sind von der Teuerung der Alltagsgüter besonders stark betroffen;
- dass Seniorinnen und Senioren einen Anteil am Wirtschaftswachstum bekommen, nachdem sie die letzten Jahre nur schwache Anpassungen hatten;
- dass die Kaufkraft der Seniorinnen und Senioren entscheidend gestärkt wird, da diese für ein Drittels des privaten Konsums sorgen.
Pensionserhöhung ist „kein Wahlzuckerl“
Das ist ein durchschlagender Erfolg für die Seniorinnen und Senioren und alles andere als ein „Wahlzuckerl“! Das stellt auch die Pensionsexpertin Christine Mayrhuber vom Wifo gegenüber Ö1 klar: „Wir haben in den letzten 30 Jahren zehnmal gewählt, also die heurige Wahl miteingeschlossen, und da zeigt sich kein Zusammenhang zwischen Pensionsvalorisierung und Wahljahr. Das Jahr 2008, welches immer genannt wird, war ein Jahr mit extrem hoher Inflationsrate von 3.2 Prozent. Da wurden die Pensionen mit zwei Zehntel stärker valorisiert. 2013 war auch ein Wahljahr und hier wurden die Pensionen per Gesetz um ein Drittel weniger stark angehoben wie der VPI. Ich sehe keinen Zusammenhang zwischen Valorisierung und Wahljahr“, bestätigt sie.
Darüber hinaus ist die Pensionserhöhung aus vielen Gründen enorm wichtig:
Wir bekämpfen Armut
Es geht hier nicht um Jung gegen Alt. Es geht um Menschenwürde und Kampf gegen Armut. Die Medianpension in Österreich beträgt 1.005 Euro brutto. Jede vierte Pensionistin und jeder sechste Pensionist sind armutsgefährdet. Wir müssen diese Menschen unterstützen, das ist unsere gesellschaftliche und soziale Pflicht. Die notwendige Pensionsanpassung kommt besonders all jenen zu Gute, die trotz Jahrzehnten der harten Arbeit kaum von ihrer Pension leben können. Sie erhalten dadurch zusätzliche soziale Sicherheit.
Wir sorgen füreinander
Wir als Gesellschaft sind solidarisch und ermöglichen in allen Lebensabschnitten ein Leben in Würde. Wir investieren in Schulen und Ausbildung. Wir sorgen für Hilfe bei Arbeitslosigkeit. Wir sorgen für Sicherheit im Krankheits- oder Pflegefall. Genauso kann sich die Jugend sicher sein, dass sie später in der Pension unterstützt und abgesichert wird. Dass überhaupt Pensionsanpassungen erfolgen, ist der Beweis dafür, dass auch die nächste Generation nicht allein gelassen wird.
Wir kurbeln gemeinsam die Wirtschaft an
Die Pensionserhöhung bringt wichtige Impulse für die Wirtschaft, denn die ältere Generation hat nicht nur die höchste Konsumquote des ganzen Landes, sondern zeichnet sich auch für ein Drittel des privaten Konsums verantwortlich. Das ist in der Fachwelt unbestritten. „Tatsächlich haben Pensionisten und Pensionistinnen eine andere Konsumstruktur, sie geben weniger aus für Verkehr und sie geben mehr aus für Lebensmittel, Gesundheitsdienstleistungen und Gesundheitswaren“, bestätigt Wirtschaftsforscherin Mayrhuber. Auch der Ökonom und IHS-Chef Martin Kocher betont, dass Seniorinnen und Senioren den Großteil ihrer Pension in den heimischen Konsum stecken.
Durch die ausbleibenden oder geringer ausfallenden Pensionserhöhungen der letzten Jahre hat die ältere Generation empfindlich an Kaufkraft verloren. Diese geben wir ihr mit der Pensionserhöhung wieder und lassen vor allem kleine und mittlere Pensionen an der guten Konjunktur teilhaben. Das kommt kleinen Unternehmen und Gewerbetreibenden zu Gute und schafft Arbeitsplätze für die Jungen. Die ältere Generation ist wichtige Kundschaft. Sie muss es sich aber auch leisten können! Seniorinnen und Senioren sind für ganze Branchen wichtige Umsatzbringer, wie zum Beispiel für Friseure: Dort sorgen Seniorinnen und Senioren oft für die Hälfte des Umsatzes.
Steuermillionen für den Staat
Auch der Staat schneidet an der Pensionserhöhung mit. Sie bringt zusätzliche hunderte Millionen an Steueraufkommen und Sozialversicherung. „Allein das Lohnsteueraufkommen kommt zu einem Fünftel aus Pensionen. Dazu kommen noch Verbrauchs- und Umsatzsteuern“, betont auch Pensionsexpertin Christine Mayrhuber.
Die ältere Generation hat ein Leben lang hart gearbeitet und ist maßgeblich für den Wohlstand im Land mitverantwortlich. Trotzdem liegen mehr als 1,3 Millionen Pensionen unter 1000 Euro brutto im Monat. Die Inflationsabgeltung von 1,8 Prozent hätte bei Weitem nicht ausgereicht, um die steigenden Lebenskosten abzufedern. Mit der jetzigen Einigung hat die ältere Generation genau die Pensionsanpassung bekommen, die sie gebraucht und auch verdient hat.