Ingrid Korosec
Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.
Thema der Woche: Unser Horizont reicht über die Pensionszahlungen hinaus
Ist Ihnen eigentlich schon aufgefallen, dass in der Werbung immer öfter auch ältere Personen als Akteure auftreten? Tatsächlich ist dieser Trend schon seit einiger Zeit feststellbar. Und nicht nur bei uns übrigens. Auf der ganzen Welt ändern Marken und Produkte ihre Strategie. Nicht nur, weil man erkannt hat, dass die ältere Generation ein sehr kaufkräftiges Publikum darstellt und trotz aller Gewohnheiten auf Werbung anspricht.
Vielmehr spielt eine wichtige Rolle dabei die sich nach oben erweiternde Alterspyramide, die körperliche und geistige Fitness, die bis ins hohe Alter reicht. Ein Marketing-Profi hat das so formuliert: „60 ist das neue 40“. Oder wie es bei Udo Jürgens sinngemäß heißt „mit 66 fängt überhaupt das Leben erst an.“
Das lässt sich 1 : 1 auf die Politik übertragen. Keine Frage, die Sicherung der Pensionen und damit eines angemessenen finanziellen Lebensunterhaltes hat für die Senioren große Bedeutung. Aber es wäre völlig danebengegriffen, würde die Politik die ältere Generation nur unter dem Blickwinkel der Pensionen, der Gesundheitsversorgung und Pflegebetreuung sehen.
60plus ist die politischste Generation
Umfragen ergeben einen sehr interessanten Einblick, was die Interessenslage der Senioren betrifft. Besonders auffallend dabei ist, dass – so zum Beispiel das IMAS Institut - die Generation 60-Plus als „die eindeutig politischste“ gilt. Mehr noch, diese Generation ist nicht für Stillstand und bloßes Bewahren, sie ist für Veränderung und Weiterentwicklung. Daher haben Sebastian Kurz und die Volkspartei überdurchschnittlich hohe Zustimmung bei der älteren Generation erhalten.
Der Interessenshorizont der älteren Generation betrifft nicht nur persönliche und praktische Probleme: Wie komme ich mit dem Geld aus, wie ist es um meine Leistungsfähigkeit bestellt, wie kann ich meinen Alltag möglichst abwechslungsreich gestalten? Die Interessenslage umfasst die ganze Bandbreite des politischen Angebots.
Das beginnt schon damit, dass für fast ein Viertel mit dem Eintritt in die Pensionsreife das Berufsleben nicht endet. Sie sind daher mit allem konfrontiert und an allem interessiert, was ihre berufliche Tätigkeit betrifft. Von der Steuergesetzgebung angefangen.
Die 60-Plus Generation interessiert sich sehr wohl auch für den technischen Fortschritt. Was notwendig ist, da wir bereits in das Digitalisierungszeitalter eingestiegen sind und uns mit all dem beschäftigen müssen, was mittlerweile den Lebensalltag bestimmt. Vom Online-Einkauf bis zur Kommunikation via Internet, WhatsApp und Facebook.
Wir Senioren reden überall mit
An den Universitäten und Hochschulen erleben wir eine ständige steigende Anzahl so genannter älterer Semester, die jetzt, nachdem sie das Berufsleben hinter sich gebracht haben, das nachholen wollen, was ihnen in der Jugend verwehrt wurde. Zum Beispiel Geschichte, Sprachen und auch andere Fächer zu studieren. Ja es gibt sogar bereits Überlegungen, eigene Senioren-Hochschulen zu schaffen.
Jene, die das Glück haben, in eine funktionierende Familie eingebunden zu sein, beschäftigen sich natürlich mit jenen Fragen, mit denen sich auch die Jungen herumschlagen müssen. Schließlich ist da oft ihr Rat, ihre Erfahrung gefragt. Von der Wohnungsbeschaffung bis hin zur Schulausbildung der Enkel.
Und wenn man in Gesprächsrunden älterer Menschen hineinhört, wird man sehr schnell draufkommen, wie sehr sie das tägliche Geschehen in der Gemeinde, im Land, in der Welt bewegt. Und sie zeigen vor allem Interesse, ihre Vorstellungen nicht für sich behalten zu wollen, sondern in die Diskussion einzubringen. Sie sind daher auch besonders ansprechbar, an Meinungsbildungsprozessen teilzunehmen. Weil sie die Welt mitgestalten wollen, in der sie leben und die sie einmal den nachfolgenden jüngeren Generationen hinterlassen.
Und in diesem Sinne bin ich gerne für Sie und für die Seniorinnen und Senioren aktiv und voller Tatkraft!