Ingrid Korosec
Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.
Für uns alle ist eine optimale, wohnortnahe ärztliche Versorgung ganz zentral. Dieses Thema ist daher auch politisch regelmäßig im Fokus, zumal es Entwicklungen gibt, die uns als Interessenvertretung auf den Plan rufen. Wir beobachten etwa eine Zunahme an Wahlärzten, während Kassenstellen mitunter nicht mehr besetzt werden. Die Wartezeiten bei Fachärzten sind oft indiskutabel, ausführliche ärztliche Gespräche kommen zu kurz. Für eine therapeutische Aussprache erhalten Hausärzte österreichweit rund 10 Euro, für ein Koordinierungsgespräch Medikamente rund 12 Euro. Leistungen zur Gesundheitsprävention, Bewegung und Patientenführung fehlen derzeit noch zur Gänze.
Durch die Zusammenlegung der Kassen kann jetzt ein neuer Leistungs- und Honorarkatalog erstellt werden
Ab 01. April berät dazu der Überleitungsausschuss, bis 01. Jänner 2020 wird ein einheitlicher Leistungskatalog erstellt. Wir erwarten uns eine faire Honorierung ohne Quersubventionen für Hausärzte, um die wohnortnahe Versorgung für Patienten sicher zu stellen. Über unsere Vorstellungen und Ideen haben wir in den letzten Tagen unter anderem mit der Tiroler Tageszeitung (https://www.tt.com/ticker/15271893/gesundheit-seniorenbund-will-mehr-geld-fuer-hausaerzte) und der Wiener Zeitung
(https://www.wienerzeitung.at/nachrichten/oesterreich/politik/1015666_Mehr-Geld-fuer-Hausaerzte.html) gesprochen.
Diese politische Diskussion ist auch notwendig, denn die Probleme liegen tiefer
Wir haben nämlich nicht zu wenig Ärzte und zu wenig finanzielle Mittel, wir haben die falsche Verteilung im System. Die Investitionen fließen in den Spitalsbereich und fehlen im niedergelassenen Bereich. Es ist nur logisch, dass Patienten zu oft die Option Spitalsambulanz wählen. Umso wichtiger ist es, dass der niedergelassene Bereich der Allgemeinmedizin aufgewertet wird! Dem drohenden Mangel an Hausärzten kann nur begegnet werden, indem die Attraktivität erhöht und die Leistungen im Honorarkatalog aufwertet werden.
Ein Anliegen ist uns hier auch, dass Allgemeinmediziner mit Kassenvertrag über das 70. Lebensjahr hinaus arbeiten können. Das Kalenderjahr darf nicht über die Patientenversorgung entscheiden. Damit sind wir übrigens auch einer Meinung mit 53 Prozent der Österreicher, die diese Regelung laut einer Online-Umfrage von Public-Opinion Strategies für nicht sinnvoll halten.
Die politischen Forderungen des Seniorenbund auf einen Blick:
- Allgemeinmedizinische Leistungen müssen im Honorarkatalog aufgewertet werden.
- Gesundheitsprävention honorieren
- Diätberatungen und Raucherentwöhnungen sind in den Leistungskatalog ebenso aufzunehmen wie Sport, Bewegungsanreize und Physiotherapie.
- Österreichweite Aufhebung der Altersgrenze bei Allgemeinmedizinern über 70 Jahren mit Kassenvertrag
- Bei Nachweis der durchschnittlichen Versorgungswirksamkeit soll ohne Antrag weitergearbeitet werden. Das Kalenderjahr darf nicht über die Patientenversorgung entscheiden.
- Turnusärzte im Krankenhaus aufwerten
- Die Visite muss wieder in die Ausbildung: Pro Spitalsabteilung ein verpflichtendes Visitations-Zimmer für Turnusärzte, um eine angeleitete Patientenbetreuung von der Aufnahme bis zur Heilung zu erlernen.
- Bundesweites Rotationsprinzip und drei Monate Praxis für kleine Fächer.
- Curriculum für den Turnus, überwacht und organisiert von der Ausbildungskommission der ÖÄK.
- Hausordnung für alle Spitäler - Krankenschwestern sind zu medizinischen Assistenzleistungen befähigt. Infusionen aufhängen, EKGs schreiben und Blutabnahmen sollen in Zukunft wieder Schwestern leisten.
- Darüber hinaus auch Ausbau der Lehrpraxen (das sind bestehende Ordinationen von Allgemeinmedizinern oder Fachärzten), in denen Turnusärzte ebenfalls praktische Erfahrungen sammeln können.
Ihre Ingrid Korosec