Ingrid Korosec
Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.
Ich sage immer gerne, dass Österreich Weltmeister ist, was Freiwilligenarbeit anbelangt. Bei meinem Besuch der Wiener Freiwilligenmesse am Wochenende hat sich das wieder eindrucksvoll bestätigt. Zahllose Organisationen waren vertreten und noch mehr hat mich der rege Besucherandrang gefreut. Für viele Menschen gibt es kaum Schöneres, als für andere da zu sein.
Wir sind Europameister des Ehrenamtes
Dieses starke Interesse an ehrenamtlicher Arbeit kommt nicht von ungefähr: Freiwilligenarbeit spielt in kaum einem anderen Land eine so tragende Rolle wie bei uns. In Organisationen und Vereinen sind rund 2,3 Millionen Menschen unbezahlt aktiv tätig. Laut Sozialministerium engagieren sich österreichweit 46 Prozent der Bevölkerung über 15 Jahren – also mehr als 3,46 Millionen Menschen – in irgendeiner Form freiwillig. Die Mehrzahl von ihnen ist bis zu 30 Tage im Jahr im Einsatz. Das ist Europa- und wahrscheinlich auch Weltspitze.
Die Gesellschaft würde in Österreich ohne die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den mehr als 100.000 registrierten Vereinen nicht funktionieren. Das reicht von den sozialen Organisationen, wie dem Roten Kreuz, der Caritas, dem Hilfswerk über so genannte Freizeit-Vereinigungen (in denen kulturelle Traditionen gepflegt werden) bis hin zur Freiwilligen Feuerwehr, die in fast jedem Ort einen Stützpunkt hat. Ein weit verzweigtes System, das in Notfällen sofort einsatzbereit ist und um das uns viele beneiden.
Besonders ältere Menschen engagieren sich – es braucht aber einen Anstoß von außen
Besonders die Generation 50+ – ganze 57 Prozent – betätigt sich gerne freiwillig. Die Mitarbeit in einem Verein bedeutet für ältere Menschen eine Bereicherung ihres Alltags. Indem sie Kontakte pflegen, ihre Erfahrung mit einbringen können, in eine Gemeinschaft eingebunden sind und Aktivitäten verschiedenster Art setzen. Es bieten sich zahlreiche Möglichkeiten, ehrenamtlich tätig zu sein.
So sinnstiftend und bereichernd das Ehrenamt ist, oft braucht es einen Anstoß von außen, um sich dafür zu begeistern. Das ist verständlich, da Freiwilligenarbeit nicht nur schön, sondern auch verantwortungsvoll und sehr zeitintensiv ist. Gerade das macht Initiativen wie die Freiwilligenmesse so wichtig. Sie geben diesen Impuls, diese Inspiration, sich für andere freiwillig einzusetzen.
Freiwilligenarbeit im Seniorenbund
Auch der Seniorenbund hat hier eine wichtige Funktion. Er ist für seine Mitglieder nicht nur eine Servicestelle. Die Landesorganisationen und Ortsgruppen werden auch zum Ort der Begegnung und zu einer großen Familie. Sie vermitteln Gemeinschaftsgefühl und regen darüber hinaus zu ehrenamtlichem Engagement an. Die Möglichkeiten sind vielfältig und sogar generationsübergreifend, beispielsweise Lesepatinnen und Lesepaten an Volksschulen. Die Landesorganisationen helfen Ihnen sehr gerne, die passende Tätigkeit für Sie zu finden!
Freiwilligen-Tätigkeit ist jedenfalls ein Geschenk, egal wofür man sich entscheidet. Für sich selbst und für andere.