Equal Pay Day - Aus Lohnungleichheit entsteht Altersarmut! - Österreichischer Seniorenbund

Equal Pay Day - Aus Lohnungleichheit entsteht Altersarmut!

Ingrid Korosec

Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.

Am heutigen Equal Pay Day, dem 21. Oktober, haben Männer im Schnitt bereits das Jahresgehalt von Frauen verdient, unabhängig davon, ob sie Teil- oder Vollzeit arbeiten. Das bedeutet: Statistisch gesehen arbeiten Frauen ab heute für die gleiche Leistung gratis – und das nur, weil sie Frauen sind.

Mit 19,9 Prozent liegt die Lohnungleichheit in Österreich über dem EU-Schnitt von 16 Prozent. Auch wenn sich die Einkommensschere in den letzten Jahren weiter geschlossen hat, tut sie das zu langsam. Zuletzt hat sich der Equal Pay Day von 2018 zu 2019 nur um einen Tag nach hinten verschoben. Länder wie Schweden, Luxemburg und Italien haben uns in diesem Bereich einiges voraus.

Altersarmut ist weiblich

Die Minderbezahlung von Frauen hat aber weitreichende und langfristige Konsequenzen Denn: Aus Lohnungleichheit entsteht Altersarmut. Und ihr Gesicht ist eindeutig weiblich. 16 Prozent der Frauen, aber nur 11 Prozent der Männer über 60 sind armutsgefährdet. In absoluten Zahlen sind 143.000 von insgesamt 212.000 armutsgefährdeten älteren Personen Frauen. Die Hälfte aller Frauen bezieht eine Alterspension, die unter der Armutsgefährdungsschwelle von 1.133 Euro monatlich liegt. Das Risiko einer Verarmung oder arm zu bleiben ist besonders für alleinstehende Frauen hoch. Es nimmt auch nicht ab, obwohl der Anteil armutsgefährdeter Menschen in den vergangenen Jahren zurückgegangen ist. Das ist mehr als alarmierend.

47 Prozent Frauen in der "Teilzeitfalle"

Neben der geringeren Entlohnung spielen auch unterbrochene und verkürzte Erwerbsbiografien eine große Rolle. Frauen stecken im Berufsleben für Kindererziehung und Pflege oftmals zurück, arbeiten in Teilzeit oder pausieren. Ein Wiedereinstieg in eine Vollzeitstelle ist oft nicht möglich, das Lebenseinkommen und damit auch die Pension werden empfindlich reduziert. Vielen ist das anfangs gar nicht bewusst. 47 Prozent der erwerbstätigen Frauen stecken in dieser „Teilzeitfalle“, während der Anteil bei Männern nur zehn Prozent beträgt. Frauen müssen stärker über die Folgen von Teilzeitarbeit aufgeklärt werden (wie es beispielsweise die Plattform „Trapez“ des Frauenministeriums tut). Auch an der stärkeren Förderung des beruflichen Wiedereinstiegs führt kein Weg vorbei.

Maßnahmenpaket gegen Lohnungleichheit und Altersarmut

Zusätzlich müssen wir weitere Schritte setzen. Ich fordere daher:

  • Maßnahmen zur Schließung des Gender Pay Gaps nach dem Motto Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit
  • Anrechnung der vollen Kindererziehungszeiten von vier Jahren pro Kind auch im Überschneidungsfall
  • Entfall von Beitragspflichten ins Pensionssystem ab Erreichen des gesetzlichen Pensionsalters bei Bezug einer Eigenpension
  • Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf wie zB. Ausbau der ganztägigen, flexiblen Kinderbetreuung zur Verhinderung von Altersarmut
  • Erhöhung der Gehälter in Branchen, in den vorwiegend Frauen beschäftigt sind, z.B. Pflege- und Betreuung
  • gerechte Anerkennung der Kindererziehungszeiten für Mütter mit Geburtsjahrgang vor 1955, die bisher keine Pension (auch keine Witwenpension) erhalten – mittels Einmalzahlung oder eines monatlichen Anerkennungsbeitrag
  • Erstellung eines Pflegekonzepts, das die ehrenamtliche Betreuungsquote durch Frauen reduziert, um die Frauenerwerbsquote zu steigern

Ein breit angelegter Aktionsplan muss das Gebot der Stunde sein. Nur so können wir die Lohn-und Gehaltsschere zwischen Männern und Frauen und in weiterer Folge auch die Pensionslücke für Frauen schließen und Altersarmut eindämmen.

 

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