Ingrid Korosec
Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.
Am 1. Jänner 2020 werde ich den Vorsitz im Österreichischen Seniorenrat übernehmen, der jährlich gewechselt wird. Ein Herzensanliegen ist mir, das vorherrschende Bild über Ältere in der Gesellschaft zurechtzurücken, denn es ist falsch und unvollständig. Viele sehen die ältere Generation als finanzielle Last an. Das zeigt sich deutlich darin, dass Diskussionen über die Kosten für Pflege, Betreuung und Pensionen die seniorenpolitische Medienberichterstattung dominieren, wie zuletzt im Kurier.
Dabei wird oft zu gerne vergessen, was die Generation 60+ alles für die Gesellschaft leistet. Man denke nur an die Pflege von Angehörigen – die Hälfte der Pflegerinnen und Pfleger in den Familien ist selbst über 60 Jahre alt. Dazu kommen noch die Enkelbetreuung, die Vereinsarbeit oder das ehrenamtliche Engagement, das bei der Generation 60+ mit 57 Prozent von allen Altersgruppen am höchsten ist. Sogar die Über-80-Jährigen betätigen sich noch zu 20 Prozent freiwillig, was mich selbst auch positiv überrascht hat. Besondere Bescheidenheit ist für die ältere Generation also nicht angebracht. Wir sind zahlreich und gesellschaftlich wichtig.
Wir sind eine vitale und aktive Generation mit 20 gewonnen Jahren
Es braucht dringend einen Paradigmenwechsel, wie die Seniorinnen und Senioren gesehen werden. Wir sind in erster Linie ein großer Schatz und keine große Belastung. Die Alten von heute und morgen sind nicht die Alten von gestern. Wir sind eine vitale und aktive Generation mit 20 gewonnen Jahren. Unsere Bedeutung ist sowohl wirtschaftlich als auch politisch enorm. Unsere Stimmen werden nicht nur gehört, wir bestimmen den Kurs für Österreich maßgeblich mit.
Die ältere Generation hat Anspruch darauf, in das gesellschaftliche Leben voll miteinbezogen zu werden. Unsere Forderungen dürfen nicht überhört werden, immerhin sind beinahe alle Lebensbereiche auch eine Angelegenheit der Seniorinnen und Senioren. Außerdem sind unsere Erfahrungen unverzichtbares Know-How für zukunftsweisende Gesellschaftspolitik. Daher muss es für die Politik oberstes Gebot sein, auch die Interessen der Älteren entsprechend ernst zu nehmen. Das war mir stets ein Anliegen und ich werde mich dafür auch weiterhin mit aller Kraft stark machen – Sie können auf mich zählen!