Ingrid Korosec
Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.
Seit dem ersten Weltfrauentag vor mehr als 100 Jahren haben wir einen weiten Weg zurückgelegt und viel erreicht. Ging es damals um die Frage, ob Frauen überhaupt wählen dürfen, diskutieren wir längst nicht mehr darüber, ob Frauen berufstätig sein dürfen und mit Kind Karriere machen sollen. Allein in den vergangenen 40 Jahren hat sich viel bewegt.
Ein weiterer wichtiger Schritt ist das automatische Pensionssplitting für Paare mit gemeinsamen Kindern, welches nun Bestandteil des Regierungsprogrammes geworden ist. Das ist ein Ausgleich dafür, dass in der Regel Frauen für die Familie beruflich zurückstecken. Dabei werden dem Elternteil, das sich um die Kindererziehung kümmert, bis zu 50 Prozent der Pensionsansprüche des Partners zugerechnet.
Nach 30 Jahren: Automatisches Pensionssplitting kommt
Für das Splitting habe ich 30 Jahre lange gekämpft und bin anfangs auf taube Ohren und leere Versprechungen gestoßen. 2005 wurde ein Pensionssplitting eingeführt, dieses war aber nur freiwillig und sehr unbekannt, daher wurde es kaum genützt. Jetzt wird das System umgedreht: Das Pensionssplitting ist in Zukunft der Regelfall, es wird aber eine Opt-Out-Möglichkeit geben, es freiwillig nicht anzuwenden.
Das automatische Pensionssplitting ist eine wichtiger Schritt gegen weibliche Altersarmut – und dringend notwendig. Denn Frauen verdienen beispielsweise in Österreich für gleichwertige Arbeit immer noch 15 Prozent weniger als Männer. Anders ausgedrückt: Bis zum 25. Februar haben Frauen in diesem Land gratis gearbeitet – und das nur, weil sie Frauen sind. Das ist alles andere als gerecht!
47,7 Prozent in der „Teilzeitfalle“
Dazu arbeiten immer noch 47,7 Prozent der Frauen in Teilzeit. Das hat die verschiedensten Gründe: Kindererziehung, ein erschwerter Wiedereinstieg in den Beruf nach der Geburt der Kinder oder die Pflege von Angehörigen. Das daraus resultierende geringere Einkommen schlägt sich umso schmerzvoller am Pensionskonto nieder. Nicht umsonst sind 26 Prozent der Frauen über 60 armutsgefährdet, das sind elf Prozent mehr als die Männer. Noch dazu bekommen Frauen im Schnitt 42Prozent weniger Pension.
Den meisten Frauen ist das jedoch immer noch nicht bewusst. Ich erinnere mich aus meiner Zeit als Volksanwältin an Frauen, die nach einer Scheidung zur Beratung zu mir gekommen und fassungslos darüber waren, was das lange Zuhause Bleiben oder die Teilzeitarbeit für ihre finanzielle Situation bedeutete.
Zahlreiche Maßnahmen für Frauen im Regierungsprogramm
Es ist daher ungemein wichtig, Frauen stärker auf die Folgen von langer Teilzeitarbeit hinzuweisen. Dazu hat die Regierung bereites eine große Aufklärungs- und Informationsoffensive angekündigt. Darüber hinaus sind im Regierungsprogramm viele weitere Pflöcke eingeschlagen worden, um Frauen zu unterstützen. Dazu gehören unter anderem:
- Förderung von Aus- und Weiterbildung für Frauen.
- Maßnahmen zur Schließung der Lohnschere.
- Karenzmanagement.
- Ausbau der Kinderbetreuungsplätze.
- Chancen von Frauen am Land erhöhen.
- Entlastung pflegender Angehöriger, was insbesondere Frauen zugutekommen wird.
Auch das Frauenbudget von Frauenministerin Susanne Raab wird erhöht. All diese Schritte lassen mich sehr zuversichtlich auf die kommenden Jahre blicken, und ich halte sie für den richtigen Weg. Denn nicht nur am Weltfrauentag heißt es, wirkungsvolle Maßnahmen gegen Lohnungleichheit und Altersarmut zu setzen.
Aus Verantwortung für Österreich
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