Das Thema der Woche
Ingrid Korosec
Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.
erschienen am 09.12.2024
Mit allen Sinnen die Welt wahrnehmen, mit allen Sinnen genießen. Das sollte jeder Mensch. Tatsächlich ist das nicht Jeder und Jedem möglich. Taubheit oder Blindheit von Geburt an oder im Laufe des Lebens sind schwerste Bürden. Geruchs- und/oder Geschmacksverlust betreffen viele Leute coronabedingt nicht nur kurzfristig. Ein enormer Verlust von Lebensqualität, eine große Belastung.
Hör- und Sehprobleme kommen unweigerlich mit der steigenden Zahl der Lebensjahre. Texte sind plötzlich nicht mehr klar lesbar. Weiter weg vom Gesicht als bisher muss eine Zeitung, ein Buch, das Smartphone gehalten werden, um das Geschriebene zu schärfen. Anfangs ein bisschen, dann immer mehr. Altersweitsichtigkeit nennt sich das – der aus dem Griechischen kommende Fachbegriff ist Presbyopie („Altes Auge“). Und: Je älter, desto größer ist die Gefahr, an Grauem oder Grünem Star zu erkranken.
Den Alterungsprozess zu akzeptieren ist für viele Menschen nicht leicht - da treten die Vorzüge wie generelles Wissen und Erfahrung in unzähligen Bereichen in den Hintergrund. Auch weil diese Kompetenzen nach wie vor gesellschaftlich zu wenig geschätzt werden, Stichwort Altersdiskriminierung.
Also versuchen manche Menschen, sinnliche Rüstigkeit wie 20-Jährige zu demonstrieren. Indem sie nur zuhause eine Brille tragen, obwohl sie ständig eine brauchen. Oder indem sie so tun, als würden sie akustisch alles wahrnehmen, was um sie herum passiert.
Es gibt keinen Grund für ein solches Verhalten. Es nützt nicht, es schadet, wenn man sich ausgrenzt, sich der Teilhabe am Geschehen entzieht, wenn man nicht mehr mithören kann – ob beim Stammtisch im Wirtshaus, im Café oder beim Einkaufen.
Manche Jugendliche tragen eine Brille mit Fensterglas, weil es "hipp" sei. Und Hörgeräte haben nicht mehr die Form eines „Postkasterls“, die sie einst hatten. Sie sind selbst für Leute mit "Adleraugen" kaum noch zu sehen. Klein, fein, diskret.
Darum mein Appell: Nutzen Sie die Hilfsmittel! Ortsgruppen des Österreichischen Seniorenbunds bieten immer wieder Beratung von Hörakustikern und Medizinern. Gehen sie jedenfalls regelmäßig zum HNO- und zum Augenarzt! Gehen Sie zum Hörtest und zu einem Optiker! Lassen Sie Ihre Sinne schärfen! Das Leben soll ja nicht nur während der Jugendzeit sinn-voll sein!
PS: Mehr zum Thema gibt es bei der österreichweiten Kampagne „Unsere Sinne: Sehen, Hören und Fühlen“. Die Informationen liegen in Wartezimmern von Allgemeinmedizinern, Augenärzten, HNO-Ärzten, in Apotheken sowie bei klinischen Psychologen und Neurologen auf.
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Ihre
Ingrid Korosec