Das Thema der Woche
Ingrid Korosec
Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.
erschienen am 16.08.2021
Sie sind eine „unsichtbare Armee“: 900.000 Angehörige, davon beinahe zwei Drittel Frauen, pflegen in Österreich 80 Prozent der Pflegebedürftigen. Das tun sie unbemerkt, in der Regel unbezahlt – aber jedenfalls unbezahlbar! Sie leisten pro Jahr unvorstellbare 600 Millionen Stunden Pflege. Das entspricht 29.000 Vollzeitstellen und einem – konservativ geschätzten – Gegenwert von 6,1 Milliarden Euro! Sogar das Sozialministerium gibt zu, dass unser Pflegesystem ohne die Arbeit Angehöriger zusammenbrechen würde.
So sehr wir auf pflegende Angehörige angewiesen sind, so wenig finanzielle, organisatorische und fachliche Unterstützung erhalten sie. Pflege ist ein knochenharter 24-Stunden-Job. Der Lohn sind körperliche und physische Belastung, drohende Altersarmut bei Frauen und kaum Hilfe beim Durchdringen des Kompetenz-Dschungels zwischen Bund, Ländern und Gemeinden. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass der Großteil aller pflegenden Angehörigen bereits über 60 Jahre alt ist. Die große und dauerhafte Belastung macht die Pfleger von heute zu den Pflegebedürftigen von morgen!
Mobile Pflege fördern und zentrale Anlaufstellen für Angehörige schaffen!
Die Verantwortlichen haben sich zu lange auf die pflegenden Angehörigen verlassen – das kann und wird nicht mehr gut gehen! Angehörige brauchen Freizeit, Hilfe und Entlastung. Das lässt sich im Zuge der Pflegereform am besten folgendermaßen erreichen:
- Breiter Ausbau mobiler und teilstationärer Pflegedienste und stärkere Förderungen für leistbare professionelle Pflege.
- Zentrale Anlaufstelle für Pflege und Betreuung mit Unterstützung in Finanzierungs- und Organisationsfragen.
- Ausbau der Betreuung und Unterstützung pflegender Angehöriger durch Case- und Care-Management sowie Community Nurses.
Mit dem Abschlussbericht der Task Force Pflege liegen die Fakten auf dem Tisch. Jetzt haben wir keine Zeit zu verlieren, Handeln ist angesagt! Daher mache ich neben vielen Gesprächen mit Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträgern auch medial Druck, dass mehr Tempo in die Pflegereform kommt. Zuletzt ist das in der ZiB2 und den Salzburger Nachrichten geschehen.
Sozialminister Wolfgang Mückstein hat für September einen Runden Tisch angekündigt. Dort müssen endlich die Weichen für die Pflegereform und damit die umfassende Entlastung pflegender Angehöriger gestellt werden. Dafür werde ich auch weiterhin kämpfen!
Ihre
Ingrid Korosec
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