Unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine! - Österreichischer Seniorenbund

Unsere Gedanken sind bei den Menschen in der Ukraine!

Das Thema der Woche

Ingrid Korosec

Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.

erschienen am 01.03.2022

Der Krieg in der Ukraine beherrscht nicht nur die Schlagzeilen, sondern auch unsere Gedanken. Wir hatten gehofft, dass das Leid, welches die Menschen in diesem Land ertragen müssen, in Europa ein Relikt der Vergangenheit ist. Umso mehr ist unser Mitgefühl bei den Menschen und Österreich steht der Ukraine zur Seite.

Altersdiskriminierung bei Banken muss ein Ende haben! – Das Thema der Woche

Ich verurteile jede Art der Diskriminierung. Meine Kraft gilt daher weiterhin dem Einsatz gegen Altersdiskriminierung, gegen die ich 365 Tage im Jahr kämpfe – nicht nur am heutigen „Zero Discrimination Day“, der international auf Diskriminierung aller Art aufmerksam macht. Hauptaugenmerk lege ich dabei auf den Banken- und Versicherungsbereich, da mich hier mit Abstand die meisten Menschen in ihrer Verzweiflung und ihrem Ärger kontaktieren.Erst gestern hat mich eine Nachricht erreicht, dass ein großes Versicherungsunternehmen die Tarife für die KFZ-Versicherung für Über-70-Jährige um 30 Prozent erhöht. Argumentiert wird das mit der angeblich höheren Unfallrate bei älteren Menschen – wider die Realität, wie die Statistik Austria beweist.

Dass Seniorinnen und Senioren nicht nur in Österreich mit Diskriminierung konfrontiert sind, zeigt ein Beispiel aus Spanien. Dort hat die Kampagne „Ich bin alt, aber kein Idiot!“ mit Protesten gegen unverständliche Banken-Apps und seniorenunfreundliche Öffnungszeiten für Aufsehen gesorgt. Diese Kampagne spiegelt unseren Leitspruch wieder: „Wir sind nicht alt, klapprig, krank – wir sind aktiv, erfahren, engagiert!“

Denn wir Seniorinnen und Senioren haben heutzutage zwanzig gewonnene Jahre, die wir nicht nur aktiv leben, sondern auch erleben wollen. Wir sind ein großer Wirtschaftsfaktor und wichtiger Teil der Gesellschaft. Wenn ich mir jedoch ansehe, wie mit der älteren Generation umgegangen wird, kann ich oft nur den Kopf schütteln und muss mir einige Fragen stellen:

  • Warum soll eine 80-jährige Frau mit Sicherheiten nicht einen Kredit aufnehmen können?
  • Warum muss jemand, der einen Treppenlift braucht, sein Haus verkaufen und in ein Heim ziehen, weil er keinen Kredit bekommt?
  • Warum kann die Bank ohne Einwilligung oder Ankündigung den Kreditrahmen aufgrund des Alters kürzen?
  • Warum kann die Bank einem langjährigen Kunden einfach die Bankomat-  oder Kreditkarte aufgrund des Alters entziehen?

Viele Banken und Versicherungen verstecken sich hinter dem Begriff „Risikoabwägung“. Dabei ist das, was diese Institute tun, offensichtliche Altersdiskriminierung – und das müssen wir klar benennen und dagegen auftreten!

Es ist höchste Zeit, den Diskriminierungsschutz für ältere Menschen auszuweiten! Diesen gibt es aktuell nur in der Arbeitswelt, nicht aber in anderen wichtigen Lebensbereichen, wie etwa bei Bankgeschäften und Versicherungen.

In Deutschland gibt es bereits eine Verordnung, die Altersdiskriminierung bei Bank- und Versicherungsgeschäften unterbindet. Wieso ist das in Österreich nicht möglich? Ich stehe dazu bereits in Gesprächen mit Justizministerin Alma Zadic, die mir auch ihre Bereitschaft für Änderungen signalisiert hat. Denn einerseits wollen wir, dass die Menschen so lange wie möglich aktiv und gesund sind, andererseits legen wir ihnen durch Versäumnisse in der Gesetzgebung Steine in den Weg. Eine Ausweitung ist überfällig!

Analoge Angebote müssen parallel bestehen bleiben!

Unverständliche Apps oder zu kurze Banköffnungszeiten sind nur Symptome eines viel tiefer liegenden Problems. Es gibt beispielsweise immer weniger Bankfilialen in Österreich. Innerhalb von 20 Jahren gingen österreichweit 1.000 Standorte verloren, es gibt im ganzen Land noch knapp 4.1000 Filialen. Dazu gehören aber auch viele Selbstbedienungseinrichtungen ohne menschliche Ansprechpartner.

Auf die Bedürfnisse älterer Menschen wird einfach nicht ausreichend Rücksicht genommen. Dabei sind wir Seniorinnen und Senioren alles andere als „Idioten“. Die aktuelle Generation 60+ ist aber nicht mit dem Internet aufgewachsen, sie sind also „Digital Immigrants“. Erst die Menschen, die in etwa 15 Jahren in Pension gehen, werden sich ganz selbstverständlich in der digitalen Welt zurechtfinden können.

Das bedeutet: Es müssen in diesem Zeitraum sowohl digitale als auch analoge Angebote parallel und für alle gleich zugänglich bestehen bleiben!

Speziell für Banken bedeutet das, dass sie auf ein Kundenservice bzw. auf ein Filial-Management setzen müssen, welches den Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden Rechnung trägt und wo Alternativen zum Zusperren angedacht werden – und dafür werde ich mich auch weiterhin einsetzen!

Ihre
Ingrid Korosec

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