Das Thema der Woche
Ingrid Korosec
Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.
erschienen am 05.08.2024
Morgen ist es wieder soweit: Der Equal Pension Day fällt dieses Jahr auf den 6. August. Dieser Tag markiert den Punkt, an dem Männer bereits so viel Pension erhalten haben, wie Frauen erst bis zum Ende des Jahres erhalten werden. Das entspricht einem Gender Pension Gap von 40,09 Prozent und bedeutet, dass Frauen durchschnittlich 148 Tage weniger Pension erhalten als Männer. Alle Jahre wieder sind der Aufschrei und die Empörung entsprechend groß. Trotzdem hat sich seit der Einführung des Equal Pension Days 2015 leider wenig verändert.
Die Gründe für die geringen Pensionen von Frauen liegen einerseits im Gender Pay Gap, also den niedrigeren Gehältern für dieselbe Leistung, und weniger Pensionsversicherungszeiten, aufgrund von Übernahme von Kinderbetreuung, Pflege und Care-Arbeit. Zudem arbeiten Frauen traditionell in schlechter bezahlten Branchen wie dem Handel, Gesundheitswesen und Sozialberufen.
Deshalb setze ich mich hartnäckig für Maßnahmen wie das automatische Pensionssplitting ein, das im Regierungsprogramm verankert ist, aber derzeit von den Grünen blockiert wird. Dabei werden Pensionszeiten zwischen Eltern aufgeteilt, um fehlende Erwerbszeiten wegen Kindererziehung auszugleichen. Da das freiwillige Pensionssplitting seit 2005 aufgrund fehlender Information und innerfamiliärer Hürden kaum genutzt wurde, muss es dringend automatisiert werden.
Parallel müssen wir sicherstellen, dass jede Frau Vollzeit arbeiten kann und über die Folgen von Teilzeitarbeit aufgeklärt wird damit Altersarmut keine Chance hat. Daher braucht es dringend einen weiteren Ausbau der Kinderbetreuung und auch das Modell der Großelternkarenz könnte hier unterstützen.
Die schrittweise Angleichung des Frauenpensionsalters an jenes der Männer ist dabei ebenfalls eine bedeutende Maßnahme, um Frauen Männern in der Erwerbsbiografie gleichzustellen. Damit aber nicht nur das gesetzliche Pensionsantrittsalter, sondern tatsächlich das faktische ansteigt, brauchen wir gezielte Maßnahmen, damit Frauen das Regelpensionsalter gesund und von einem Arbeitsplatz aus erreichen können.
Es ist an der Zeit, dass wir nicht nur darüber reden, sondern endlich handeln - für eine gerechtere Zukunft unserer Töchter und Enkelinnen!
Ihre
Ingrid Korosec
* PENSIONS AT A GLANCE 2023 © OECD 2023