Was Equal Pension Day und Pensionsanpassung 2024 verbindet - Österreichischer Seniorenbund

Was Equal Pension Day und Pensionsanpassung 2024 verbindet

Das Thema der Woche

Ingrid Korosec

Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.

erschienen am 31.07.2023

Ehrlich gesagt nervt mich dieses Thema, denn seit Jahrzehnten gibt es diesen Jahrestag: Heute haben Männer bereits so viel Pension bekommen, wie Frauen durchschnittlich im ganzen Jahr. Jedes Jahr rutscht der Zeitpunkt im August etwas weiter nach hinten, aber grundsätzlich bleibt es beim alten Problem. Frauen bekommen um ca. 40 Prozent weniger Pension als Männer. Anders ausgedrückt, Frauen erhalten durchschnittlich 1.239 Euro brutto und Männer bei 2.103 Euro. Schlimmer als in Österreich ist es innerhalb der EU bedauerlicherweise kaum wo sonst.

Altersarmut der Frauen – ein unabwendbares Schicksal?

Das monatliche Nettoeinkommen vieler Frauen liegt damit um ziemlich genau 50 Euro über der Armutsgrenze. Deshalb müssen wir uns mit dem Equal Pension Day auseinandersetzen, weil es unerträglich ist, dass alleinlebende Frauen an der Armut entlang schrammen, jeden Cent umdrehen müssen, damit es sich ausgeht. Diesen fast 160.000 Frauen, die bereits in Pension oder kurz davor sind, bleibt nur die Sozialhilfe.

Pensionsanpassung 2024: Jetzt gegen Altersarmut kämpfen!

Der anhaltende Anstieg der Preise trotz – immerhin leicht – sinkender Inflation – sorgt weiterhin dafür, dass auch die ältere Generation trotz voller gesetzlicher Pensionsanpassung spürbare Kaufkraftverluste hinnehmen muss. Deswegen setze ich mich laufend für Unterstützungen für Seniorinnen und Senioren in dieser schwierigen Zeit ein. Meine nächste Etappe: Die Pensionsanpassung 2024.

Der vorläufige Wert der gesetzlichen Inflationsrate laut Statistik Austria beträgt derzeit 9,7 Prozent. Als Präsidentin des Österreichischen Seniorenrates sind meine Ziele in den rasch zu startenden Verhandlungen mit der Bundesregierung klar:

  • Volle gesetzliche Inflationsanpassung für alle
  • Abgeltung der Vorfinanzierungsleistungen, also der Differenz zwischen Pensionsanpassung mit Unterstützungsleistungen und der tatsächlichen Inflation
  • Dauerhafte Abschaffung der Aliquotierung der ersten Pensionsanpassung, damit auch Neupensionistinnen und Neupensionisten ab 2026 unabhängig vom Monat des Pensionsantritts die volle erste Anpassung erhalten.
  • Wertgarantie für die Aufwertung im Pensionskonto, damit vor allem die 2024er- und 2025er- Pensionsjahrgänge vor dauerhaften Pensionsverlusten bewahrt werden.

Mit diesem PensionistInnenpaket will ich die bestmögliche Unterstützung für die Seniorinnen und Senioren erreichen – und wer mich kennt weiß: ich lasse nicht locker!

Pensionsschere: Altersarmut in der Zukunft verhindern!

Der Kampf gegen Altersarmut greift dennoch viel tiefer als die jährlichen Pensionsanpassungen und muss bis zur Wurzel vordringen. Denn ich will verhindern, dass auch unsere Töchter oder Enkelinnen damit leben müssen. So seltsam es klingt, der Equal Pension Day ist ein Zukunftsthema. Eigentlich sollten sich junge Politikerinnen auf dieses Thema stürzen, die Botschaft rund ums Jahr trommeln. Damit es Frauen in Zukunft besser haben.

Typisch weiblich (?)

Die Gründe für die geringen Pensionen sind wenig überraschend niedrige Gehälter und Löhne und wenig Versicherungszeiten. Frauen arbeiteten traditionell in schlecht bezahlten Branchen wie Handel, Gesundheitswesen und Sozialberufen. Außerdem gab es bis in die 1970er Jahre viele Familien, wo auf die Ausbildung der Tochter weniger Wert gelegt wurde als auf jene der Söhne. Motto: Du heiratest eh‘. Das erklärt das niedrige Einkommen. Die Kindererziehung lag ebenfalls traditionell bei den Müttern. Das bedeutete längere Pausen im Erwerbsleben und danach Teilzeit. Und wenn es pflegebedürftige Familienangehörige gibt hören wieder die Frauen aus dem Beruf aus um sie zu betreuen.

So darf es nicht weitergehen.

Bei der Ausbildung haben die Frauen schon lange aufgeholt. 2020 schlossen 43.500 Frauen aber nur 30.300 Männer ein Studium. Auch bei den berufsbildenden Schulen liegen die Frauen vorne. Es liegt also an den politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, ob unsere Töchter und Enkelinnen es einmal besser haben.

Deshalb fordere ich seit Beginn meiner politischen Arbeit:

  • Gerechte Verteilung der Sorgearbeit in den Familien – auch Väter können sich um Kinder kümmern
  • Gesellschaftliche Aufwertung typisch weiblicher Berufe – dann stimmt auch die Entlohnung
  • Österreichweit ausreichend Kinderbetreuungsplätze, die sich an den Arbeitszeiten orientieren – dann ist Schluss mit der Teilzeitarbeit
  • Familienfreundliche Arbeitswelt – dann gehen sich Betreuung und Karriere aus.

Ihre
Ingrid Korosec

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