Das Thema der Woche
Ingrid Korosec
Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.
erschienen am 23.12.2024
Der Advent sei die stillste Zeit des Jahres, heißt es. Und dann alle Jahre wieder …. : Hektik hier und Hektik dort. In den Städten hetzen Menschen durch Einkaufsstraßen, die Öffis sind zum Bersten voll, Autofahrer stehen im Stau, Fußgänger drängen sich vor Punschständen. Der Stresspegel steigt, die Laune sinkt. Manche meinen, bis zum 31. Dezember im Privaten all das erledigen zu müssen, was im Laufe des Jahres liegen geblieben ist. Dazu der berufliche Abarbeitungsdruck. Erschöpfung statt Entspannung.
Der Advent ist die lauteste Zeit des Jahres.
Der Sinn von Weihnachten und der Vorbereitung darauf ist verloren gegangen. Es liegt an Jedem von uns, ihn wiederzufinden.
Mit vermeintlich Unbedeutendem fängt das an. Um abschalten zu können, sollten wir den Fernseher oder Laptop einmal abdrehen und die Ruhe im Raum genießen, den Zauber des Augenblicks erkennen – bei Kerzenschein. Es gilt innenzuhalten und sich bewusst zu machen, was wichtig ist: Gesund zu sein, eine Familie und Freunde zu haben, nicht frieren zu müssen, genug zu essen zu haben, nicht in einem Kriegsgebiet zu sein. All das ist nicht selbstverständlich. Es ist ein Privileg, das Millionen Menschen weltweit nicht haben.
Manche jener, die Materielles im Überfluss haben, glauben, noch mehr davon würde sie endlich glücklich machen. Und nach dem nächsten Kauf wieder Leere statt Zufriedenheit. Paulus zitierte Jesus in der Apostelgeschichte: „Geben ist seliger als Nehmen.“
Viele von uns werden schon erlebt haben, wie erfüllend es ist, wenn ein Beschenkter vor Freude strahlt. Für dieses Gefühl, das man empfindet, wenn man sich uneigennützig um das Wohlergehen Anderer kümmert, gibt es sogar einen wissenschaftlichen Namen: „warm-glow“ (warmes Glühen).
Ein warmes Glühen auf beiden Seiten gibt es wohl, wenn Zeit geschenkt wird. Sie hat keinen Preis, aber hohen Wert. Widmen wir sie etwa einem alten alleinstehenden Menschen, der sich zu den Feiertagen besonders einsam fühlt.
Kleine Gesten können Großes bewirken. Ich wünsche Ihnen von Herzen ein Weihnachtsfest im ursprünglichen Geiste!
Ihre
Ingrid Korosec