Das Thema der Woche
Ingrid Korosec
Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.
erschienen am 29.01.2024
Ich arbeite täglich mit Leidenschaft und Freude. Aus Erfahrung aufgrund meines Alters kann ich Ihnen deshalb sagen: Arbeiten im Alter ist ein großes Glück! Damit stehe ich keineswegs alleine da, denn immer mehr Menschen möchten so lange wie möglich arbeiten. Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von dem Wunsch ihr Wissen weiterzugeben, einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen, körperlich und geistig fit zu bleiben bis hin zu finanzieller Notwendigkeit. Hinzu kommt aber auch, dass der demografische Wandel und die stetig steigende Lebenserwartung uns herausfordern, ältere Menschen zu ermutigen und zu unterstützen, länger im Erwerbsleben aktiv zu bleiben. Dazu müssen wir die Rahmenbedingungen so gestalten, dass das Arbeiten im Alter nicht nur möglich, sondern auch so attraktiv wie möglich wird! Wesentlich sind meiner Meinung nach zwei Schlüsselelemente, die den Erfolg bestimmen werden: Individualität und Flexibilität. Denn so individuell wir Menschen sind, so individuell müssen auch die Lösungen sein.
Im Jahr 2023 haben wir erste Erfolge erzielt, um das Arbeiten im Alter zu attraktivieren, aber diese können nur erste, wenn auch wichtige, Schritte gewesen sein. Es braucht weitere umfassende und ineinandergreifende Maßnahmen und auch einen Imagewandel von Arbeit selbst.
Es beginnt bei alter(n)sgerechten Arbeitsplätzen, damit alle Menschen gesund bis zum gesetzlichen Pensionsantrittsalter arbeiten können und wollen. Das ist nicht nur eine Frage der Notwendigkeit zur langfristigen Finanzierung unseres Pensionssystems, sondern auch reiner Selbstzweck, denn jede(r) möchte so lange wie möglich gesund und fit sein.
Menschen, die über das gesetzliche Pensionsantrittsalter hinaus arbeiten wollen, gilt es gezielt zu motivieren und zu unterstützen. Leistung muss sich lohnen und wertgeschätzt werden! Die Erhöhung des Bonus für Arbeitnehmer, die über das Regelpensionsalter hinaus im Job bleiben, von 4,2% auf 5,1% ab 1. Januar 2024, ist ein weiterer Erfolg für den ich lange gekämpft habe. Diese Maßnahme erhöht nicht nur die Pension, sondern hält auch wertvolle Erfahrung und Expertise länger im Unternehmen.
Flexible Möglichkeiten und die Option selbst entscheiden zu können wann und wie man seine Pension antritt werden in Zukunft immer bedeutender werden. Da sich die Erwerbskarrieren der Menschen stark unterscheiden, braucht es entsprechend Lösungen, die diese Umstände berücksichtigen und künftig die Erwerbsdauer stärker in den Fokus rücken statt sich auf ein starres Datum zu versteifen.
Auch der Wunsch freiwillig in der Pension zu arbeiten erfreut sich steigender Beliebtheit. Damit der Wunsch aber auch in die Realität umgesetzt wird, muss es für PensionistInnen finanziell und steuerlich noch attraktiver werden neben der Pension zu arbeiten. Ein erster Schritt war die Abschaffung der Pensionsbeiträge seit 1. Januar 2024 für ein Zusatzeinkommen durch Erwerbstätigkeit von bis zu 1.040 EUR brutto pro Monat bzw. die Reduktion auf 12,5% für Selbstständig arbeitende PensionistInnen.
Besonders freue ich mich daher über die Ankündigung im Rahmen des „Österreichplans“ von Bundeskanzler Nehammer, meine langjährige Forderung nach einer vollständigen Abschaffung der Pensionsversicherungsbeiträge für erwerbstätige PensionistInnen aufzugreifen. Wer freiwillig neben der Pension arbeitet, soll klar davon profitieren und mehr netto vom brutto haben!
Wir haben 2023 schon bedeutsame Erfolge erzielt, die das Arbeiten im Alter attraktiver machen. Jetzt gilt es auf diesen Erfolgen aufzubauen und durch konsequente weitere Maßnahmen die Entwicklung zu stärken. Ich werde mich weiterhin engagiert dafür einsetzen dass sich Leistung der SeniorInnen auch wirklich lohnt!
Wie steht es mit Ihnen? Haben Sie den Wunsch in der Pension zu arbeiten oder tun Sie es bereits? Sind Sie Ihrem Beruf treu geblieben oder haben Sie in Ihrem „Unruhestand“ völlig neue Wege eingeschlagen?
Ich bin neugierig – schreiben Sie mir doch Ihre persönliche Geschichte, wenn Sie mögen – ich würde mich sehr freuen!
Ihre
Ingrid Korosec