Das Thema der Woche
Ingrid Korosec
Präsidentin des Österr. Seniorenbundes
Abgeordnete zum Wr. Landtag
Volksanwältin a.D.
erschienen am 17.02.2020
Spätestens seit dem Rechnungshofbericht über die Zukunft der Pflege in Österreich ist das Verhältnis zwischen den „Jungen und den Alten“ wieder in aller Munde. Auch Politologe Peter Filzmaier hat in der „Krone“ ausführlich darüber geschrieben (den Artikel können Sie hier nachlesen). So sehr ich seine pointierten Politikanalysen schätze, so sehr zeigt sein Text, welches Klischee auch im medialen Diskurs über die Generationen in Österreich noch immer vorherrscht: Nämlich das Bild einer Gegnerschaft. Das ist aber grundfalsch und lässt sich leicht widerlegen.
Umlageverfahren ist kein „Haken“, sondern Solidarität!
Zuallererst gehe ich auf den schwerwiegendsten Kritikpunkt ein: Professor Filzmaier stellt den Generationenvertrag und damit das Umlageverfahren bei den Pensionen als „Haken“ sowie „Leben auf Kosten der Jungen“ dar. Natürlich kommen die heute Erwerbstätigen für die heutigen Pensionistinnen und Pensionisten auf. Aber das haben die vorangegangenen Generationen genauso getan und auch die kommenden werden es tun. Das ist kein Haken, das ist eine Grundfeste unserer solidarischen Gesellschaft, auf die wir sonst so stolz sind. Nur bei der Kritik an den Pensionen, scheint mir, wird immer zufällig auf dieses Grundprinzip vergessen.
Genauso kurzsichtig ist es, nur das Verhältnis von Einzahlenden und Beziehenden bei den Pensionen als Gradmesser für die Finanzierbarkeit heranzuziehen. Wirtschaftswachstum, Gehaltsentwicklungen und nicht zuletzt der Wegfall bestimmter Sonderpensionsregelungen wirken der oft prophezeiten Kosten- und Belastungsexplosion bei den Pensionen entgegen. Damit löst sich auch die Behauptung in Rauch auf, den Jüngeren würde es nicht besser gehen als den Alten. Hier wird oft von „gestohlener Zukunft“ gesprochen. Ich frage mich aber: Was wurde gestohlen? Sozialsystem, ärztliche Versorgung, Zugang zu Bildung und wirtschaftliches Wachstum sind trotz so hoch bzw. gut ausgebaut wie nie zuvor. Wenn, hat die ältere Generation den Jüngeren Möglichkeiten geschaffen, statt sie ihnen wegzunehmen.
Jung und Alt sind einander in ihren Ansichten näher als man denkt
Als weiteren Beleg für die scheinbare Unvereinbarkeit von Älteren und Jüngeren zieht Filzmaier die Ergebnisse der vergangenen Nationalratswahl heran. Zwar stimmt es, dass die ÖVP bei den Über-60-Jährigen am stärksten vertreten ist. Bei den Unter-29-Jährigen ist sie immer noch gleichauf mit den Grünen. Gemeinsam sind sie bei den jüngeren Wählerinnen und Wählern die mit Abstand am stärksten vertretenen Parteien. Dass ein renommierter Politologe wie Peter Filzmaier daraus „extrem gegensätzliche“ Ansichten abzuleiten versucht, hat mich schon sehr überrascht.
Noch stärker hinkt der Vergleich, Junge und Alte könnten nicht miteinander kommunizieren, weil erstere hauptsächlich das Internet nutzen und letztere mehr lesen. Illustriert wird das noch durch angeblich generationenspezifische Erwartungen, wie man zum Geburtstag gratulieren solle. Dabei suggeriert Filzmaier indirekt, ältere Menschen könnten nicht mit SMS und WhatsApp umgehen. Da habe ich bisher das genaue Gegenteil erlebt. Die ältere Generation ist neugierig und digital affin. Ein Besuch bei einem Treffen der mehr als 2000 Seniorenbund-Ortsgruppen oder einem unserer Digital-Workshops würde ihn eines Besseren belehren.
Dialog im Generationenparlament
Am Ende bleibt von einer wohl gut gemeinten Analyse nur zielloses Altenbashing zurück. Aber damit lassen sich keine Probleme lösen. Die Zukunftsfragen lassen sich viel besser im gemeinsamen Dialog lösen. So wie es übrigens Seniorenrat und Bundesjugendvertretung kommenden Donnerstag im Generationenparlament zum Thema Digitalisierung tun.
Aus Verantwortung für Österreich
-
Unser Weg für die Senioren 508 KB