Ein Amoklauf an einer Schule ist ein erschütterndes Ereignis – für die Betroffenen vor Ort, aber auch für das gesamte Umfeld. Großeltern, deren Enkelkinder Schüler sind, stehen in solch einer Situation oft vor der schwierigen Aufgabe, ihre eigenen Ängste zu bewältigen und gleichzeitig Trost und Stabilität zu spenden. Gerade wenn sich ein solcher Vorfall wie zuletzt in Graz ereignet, ist es wichtig, einen guten Umgang damit zu finden – für sich selbst und für die Enkelkinder.

1. Eigene Gefühle ernst nehmen

Großeltern erleben häufig eine doppelte Sorge: die um ihre Kinder (die Eltern der Enkel) und die um die Enkelkinder selbst. Es ist normal, dass Wut, Angst, Ohnmacht oder Traurigkeit auftreten. Diese Gefühle dürfen da sein und sollten nicht unterdrückt werden. Gespräche mit Gleichaltrigen, der Familie oder professionellen Beratern können helfen, diese Emotionen zu verarbeiten.

2. Beruhigend und präsent sein

Enkelkinder brauchen in solchen Momenten vor allem Sicherheit und Geborgenheit. Auch wenn Großeltern nicht immer die primären Bezugspersonen sind, können sie eine große emotionale Stütze sein. Es hilft, zuzuhören, ohne zu bewerten, und zu signalisieren: „Ich bin für dich da.“ Fragen wie „Wie fühlst du dich?“ oder „Was brauchst du gerade?“ sind oft wichtiger als gut gemeinte Ratschläge.

3. Offen über das Geschehene sprechen – altersgerecht

Kinder und Jugendliche verarbeiten schlimme Ereignisse unterschiedlich. Es ist wichtig, altersgerecht über das Geschehene zu sprechen – nicht zu dramatisieren, aber auch nicht zu beschönigen. Großeltern können dabei helfen, das Geschehen einzuordnen und mögliche Missverständnisse oder Ängste zu klären. Auch das Zulassen von Emotionen – Weinen, Wut oder Rückzug – ist Teil dieses Prozesses.

4. Routine und Normalität stärken

In Krisenzeiten sind vertraute Abläufe besonders wichtig. Gemeinsame Aktivitäten, ein Spaziergang, das gemeinsame Kochen oder ein Ausflug in die Natur geben Halt und Struktur. Großeltern können helfen, die Normalität ein Stück weit zurückzubringen – ohne das Geschehene zu verdrängen.

5. Grenzen der eigenen Hilfe erkennen

Wenn ein Enkelkind sehr verstört wirkt, Albträume hat, sich zurückzieht oder über Schuldgefühle spricht, kann es sinnvoll sein, professionelle Hilfe hinzuzuziehen. Großeltern sollten keine Angst davor haben, dies anzusprechen – nicht als Schwäche, sondern als Fürsorge.

6. Selbstfürsorge nicht vergessen

Großeltern dürfen nicht nur für andere stark sein – sie müssen auch gut auf sich selbst achten. Ruhephasen, Gespräche mit anderen, Bewegung oder kreative Tätigkeiten können helfen, das Erlebte zu verarbeiten. Wer selbst stabil bleibt, kann auch anderen besser helfen.

Ein Amoklauf reißt alle Beteiligten aus dem Alltag. Gerade Großeltern können durch ihre Lebenserfahrung, ihre Ruhe und Zuwendung eine essenzielle Stütze sein. Offenheit, Nähe und Mitgefühl sind wichtiger als perfekte Worte. Oft reicht schon das Gefühl: Ich bin nicht allein.

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